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In der Ruhe liegt die Kraft

Wer Alt-Wirtin Maria Luise zum ersten Mal begegnet, ist zunächst einmal erstaunt: Da kommt einem ein besonnener, ruhiger Typ entgegen, eine richtiggehende Seele von Mensch. Strahlend und still in einem. So gar nicht energisch, leutselig und beredt, wie man es sich von einer klassischen „Wirtin“ erwarten würde. „Meine Schwester Erika war genau so ein Mensch, offen, lustig, redselig, aber die wollte nicht Wirtin werden“, und so hat sich eben Maria Luise um die Gäste gekümmert. Wie gut ihr das gelungen ist, ist bis heute an den Gesichtern der Gäste abzulesen. Denn an diesem Tag der Wiedereröffnung nach dem Umbau gibt es fast kein Durchkommen in der Gaststube. Ganz Jenesien, wie es scheint, und auch schon ein paar Gäste von außerhalb bevölkern lachend und prostend die gemütliche Stube, Maria Luise natürlich mittendrin. Mit Betonung auf „natürlich“, denn mit welcher bewundernswerten Natürlichkeit sie hier „mit links“ den Laden schupft, ist bemerkenswert.

So erfrischend unaufgeregt ihr Naturell, so turbulent war und ist ihr Leben. Somit hat Maria Luise freilich viel zu erzählen, und ins Staunen versetzt sie einen dabei gleich noch mehr. Sechs Kinder großziehen und nebenbei das Wirtshaus schupfen, seinerzeit noch mit hauseigener Landwirtschaft inklusive Vieh im Stall.  Ein mehr als erfülltes Leben, für heutige Verhältnisse unvorstellbar. „Das liegt wohl am Freizeitstress, den die Leute haben“, sinniert Maria-Luise. Verschmitzt ihr Blick in einem fröhlichen Gesicht, dem die Jahre nichts anhaben konnten.
 

Ob wir nächstes Jahr noch ein Zimmer kriegen?

„Ich habe es immer genossen!“ Das Kinderkriegen hat ihr gut getan, findet Maria Luise, nach „neun problemlosen Monaten“ hat sie ihre Kinder immer selber gestillt, bis sie eineinhalb, zwei Jahre alt waren. „Sie haben alle nur gegessen und geschlafen, bis sie sechs Monate alt waren. Anders als die Kinder heute“, findet Maria Luise. Woran das liegt, wird sich nicht lückenlos herausfinden lassen, „es ging halt nicht anders, also hat es funktioniert“. Sicher, die Mutter war eine große Stütze und die Großen waren auch bald soweit, dass sie auf die Kleineren geschaut haben. „In der Früh haben wir immer gemeinsam gefrühstückt und sind dann alle miteinander hinunter zum Stall“, der übrigens immer noch als nostalgisches Schmuckstück gleich neben dem Haus zu den Dolomiten hinüberschaut. „Wir hatten Kühe und Haflinger, Hennen und Notscher (Schweine) und sehr oft einen Haufen Ferkel, meine Mutter hat die ‚Viecher‘ geliebt“. Als Hausschlachtungen noch erlaubt waren, hat die Familie alles selber gemacht, „heute verarbeiten wir das Fleisch auch noch bei uns im Haus“.

Die „Gasthaus-Kinder“ waren immer mittendrin im Geschehen, „am liebsten hätten sie mit den Gästen gegessen“, lacht die Alt-Wirtin. Die Gäste erfreuten sich jedenfalls an der fröhlichen, immer größer werdenden Kinderschar, wobei ein Gast diesbezüglich einmal ganz frech seine Bedenken äußerte: „Jetzt hat sie schon wieder einen Bauch! Wer weiß, ob wir nächstes Jahr noch ein Zimmer kriegen.“ Eine Anekdote, die Maria Luise immer wieder gern erzählt. Früher lebte noch die ganze Familie beim Gasthof zum Hirschen und der Hotelbetrieb war deutlich kleiner als heute.
 

Familien-Geschichten

Der Unterwirt, so heißt der Gasthof zum Hirschen unter Einheimischen heute noch, liegt unterhalb der Kirche, und natürlich gibt es dazu das Gegenstück, den Oberwirt oberhalb der Kirche – ganz wie es im Buche steht. Wie aus dem Bilderbuch hört sich auch die Geschichte der Familie Oberkofler an, die seit Generationen das Dorfleben rund um die Jenesiener Kirche mitbestimmt. Maria Luise fängt 1889 an, mit dem Geburtsjahr ihres Vaters, der „leider schon 1961 früh gestorben ist“. Er, wie auch die Generationen nach ihm, haben sich an das ungeschriebene Gesetz gehalten, dass die Frauen in der Familie das Gasthaus führen und die Männer sich um Land und Vieh kümmern. Das ist bis heute so geblieben, und den Namen „Unterwirt“ trägt jetzt stolz das Haflingergestüt weiter, das hier ganz in der Nähe von Maria Luises Sohn Georg erfolgreich geführt wird.

Den Gasthof zum Hirschen haben Mutter Maria, Schwester Erika und Maria Luise nicht ganz freiwillig, aber umso beherzter übernommen. „Wir hatten ja nur im Sommer geöffnet, das ging“, erklärt Maria Luise, die sich in der Gaststube um das Wohl der Gäste gekümmert hat, während Mutter und Schwester in der Küche gewerkt haben.
 

Zeichen der Zeit

„Man muss sich vorstellen, dass bis 1985 noch keine richtige Straße heraufgeführt hat“, erzählt Maria Luise. Die Gäste kamen mit der Seilbahn herauf. Umso mutiger – aus heutiger Sicht – war der Total-Umbau des ehemaligen Unterwirts im Jahr 1976. „Die Straße herauf, wenn man das überhaupt so nennen kann, hatte ein Gefälle bis zu 30 %! Alles Material wurde mit dem Traktor heraufgeführt, Ziegel, Zement usw. Ja, und die Arbeiter sind mit einer Campagnola (Geländewagen) heraufgekommen. Für diesen Mords-Umbau haben wir im November zugemacht und schon zu Allerheiligen wieder eröffnet.“ Und die Kinder waren damals noch klein!

Jetzt sind sie erwachsen, und zur Wiedereröffnung nach dem Umbau 2018 sind sie alle aus nah und fern angereist. Wieder erfüllt eine Schar Kinder Eingangsbereich und Gaststube mit dieser ansteckenden Fröhlichkeit der Familie Oberkofler, jetzt sind es Maria Luises Enkelkinder. Die Verantwortung für Haus, Hof & allem, was dazugehört, hat sie dieser Tage an ihre Kinder übertragen, erzählt sie mit einem Gefühl der Erleichterung. Zufrieden schaut sie sich um, in die lachenden Gesichter ihrer Töchter und die sprudelnde Energie der Kleinen. „Es freut mich so sehr, dass alle glücklich sind. Es herrscht so eine Harmonie unter meinen Kindern.“ Das ist es, was sich Maria Luise gewünscht hat und darauf ist sie stolz, und das spürt man hier im Haus an allen Ecken und Enden.

„Ein Ausblick zum Träumen“

von berit_winter, TripAdvisor

Hotel & Gasthof zum Hirschen

Familie Oberkofler
I-39050 JenesienSüdtirolItalien
T. (+39) 0471 354 195F (+39) 0471 354 058
info@hirschenwirt.it